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Moore schützen – Zukunft sichern

Renaturierung einer Moorfläche im Brucker Moos

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DAS PROJEKT IM ÜBERBLICK

Moore schützen – Zukunft sichern 

Der Schutz heimischer Moore ist von entscheidender Bedeutung für den Erhalt unserer Umwelt. So bilden Moore ein einzigartiges Ökosystem, das nicht nur eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt beherbergt, sondern auch erhebliche ökologische und klimatische Vorteile bietet. Im Kampf gegen den globalen Klimawandel spielt Moorschutz daher eine zentrale Rolle. Auch im Sinne der Klimafolgenanpassung gilt es diese natürlichern Wasserspeicher zu schützen und zurück zugewinnen.

Torf, der in Mooren entsteht, enthält große Mengen an Kohlenstoff, der über Tausende von Jahren angesammelt wurde. Wenn Moore jedoch zerstört oder entwässert werden, wird der im Torf gespeicherte Kohlenstoff sukzessive freigesetzt und verursacht klimaschädliche Emissionen. Durch den Schutz und die Renaturierung von Mooren können zwischen 20 bis 50 Tonnen Treibhausgasemissionen pro Hektar und Jahr vermieden werden.

Das Potenzial ist enorm. So gibt es allein in Bayern laut Erhebungen des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz circa 220.000 Hektar Moorflächen. Von diesen Flächen sind ca. 50% landwirtschaftlich genutzt. Aus den entwässerten Flächen entweichen ca. 6,7 Mio. t CO₂ -Äquivalenten/Jahr; dies entspricht ca. 8% der fossilen Emissionen Bayerns.

In den Landkreisen Ebersberg und München existieren circa 3.500 Hektar entwässerte Moorflächen. Daher hat es sich die Aktion Zukunft+ gemeinsam mit ihrem Projektumsetzungspartner CO₂-regio zum Ziel gesetzt, Maßnahmen zur Wiedervernässung heimischer Moore durchzuführen. In Folge dessen sollen gemeinsam mit den Landwirten auf den Flächen moorschonende Bewirtschaftungsmethoden etabliert werden. Im aktuellen Projekt werden 10 Hektar im Brucker Moos in Aßling im Landkreis Ebersberg zunächst für 8 Jahre unter Vertrag genommen.

Vor der Durchführung der Wiedervernässung erfolgen innerhalb von ein bis zwei Jahren vorab bereits einige vorbereitende Maßnahmen. Dazu gehören die Flächensicherung, vorbereitende Feldarbeiten, Messungen und die Erstellung eines hydrologischen Gutachtens, sowie das Einholen notwendiger Genehmigungen. Der für diese Schritte benötigte Anteil des Förderbetrags in Höhe von 30% wird durch den Landkreis München mit Mitteln aus den Zahlungen im Rahmen des jährlichen Treibhausgasausgleichs bereitgestellt.

 

 

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PROJEKTSTECKBRIEF

 

Bereich: Landwirtschaft

Projektdauer: 8 bis 10 Jahre

Beantragter Förderbetrag: 236.359,57 €

Gesamte CO₂-Reduktion: 1.600 t CO2e über 10 Hektar und 8 Jahre

Klimaschutzeffizienz: 147 € brutto/ t CO2e

Eindrücke von der Bodenbeprobung im Dezember 2024

"Moore sind absolute Alleskönner"

Jonas Galdirs, Geschäftsführer der gemeinnützigen UG CO₂-regio erklärt, wie die praktische Umsetzung eines Moorprojektes funktioniert und warum diese Arbeit so wichtig ist.

  • Zum Interview

    Herr Galdirs, Sie haben als Geschäftsführer der CO2-regio UG bereits einige Erfahrung mit der Wiedervernässung heimischer Moore sammeln können. Was motiviert Sie an Ihrer Arbeit?

    Mich motiviert vor allem die Möglichkeit, aktiv zum Klimaschutz beizutragen, statt nur darüber zu sprechen. Moore sind der größte landbasierte CO2-Speicher, den wir haben. Sie sind nicht nur für das Klima, sondern auch für die Artenvielfalt von großer Bedeutung. Sie speichern Wasser, mildern Hochwasser und Dürren und tragen zur Grundwasserneubildung bei, was uns auch beim Trinkwasserschutz zugutekommt.

    In Bayern gibt es noch etwa 220.000 Hektar Moor- und organische Böden, deren Trockenlegung und Bewirtschaftung aufgrund der Zersetzungsprozesse im Torf einen großen Teil der Emissionen aus der Landwirtschaft verursacht.

    Wie und wieso kam es zur Trockenlegung all dieser Flächen?

    Die Trockenlegung der Moore erfolgte in zwei großen Wellen. Die erste begann um 1870, als durch das Bevölkerungswachstum immer mehr Flächen für den Nahrungsmittelanbau benötigt wurden. Dies führte dazu, dass Feuchtgebiete trockengelegt wurden. Der Verlust traditioneller Lebensweisen, die auf intakte Feuchtgebiete angewiesen waren, war die Folge. In der zweiten großen Welle in den 1930er Jahren wurden mit Kriegsgefangenen und maschinellen Mitteln auch die letzten Moore trockengelegt, um die Autarkie zu fördern.

    Die Regierung setzte damals die Rahmenbedingungen für diesen Geoengineering-Prozess, der die Moore aus der Landschaft verschwinden ließ. Heute sehen wir uns aufgrund des Klimawandels und des Artenschwunds vor neuen Herausforderungen, für die Maßnahmen wie die Wiedervernässung der Moore eine effiziente Lösung darstellen.

    Wie funktioniert die Wiedervernässung einer Moorfläche genau?

    Das Ziel der Wiedervernässung ist es, den Grundwasserspiegel auf etwa -10 cm unter der Geländeoberkante zu erhöhen. Zu Beginn wird die Eignung der Fläche geprüft, wobei zwei Faktoren entscheidend sind: das Vorhandensein von intaktem Torfboden und ausreichend Wasser. Nach dieser Prüfung installieren wir ein Messsystem, das den Grundwasserspiegel überwacht. Auf der Basis dieser Daten können wir eine Wasserbilanz erstellen, aus welcher ersichtlich ist, wie viel Wasser benötigt wird. Mithilfe von Modellierungen können wir dann Maßnahmen entwerfen, die dazu beitragen, den Grundwasserstand anzuheben. Darunter zählen Stauwehre, Bachrenaturierungen und -überläufe, Drainagenkappung, Spundwände und vieles mehr. Grundsätzlich lassen sich die Maßnahmen in zwei Kategorien unterteilen: die Erhöhung des Wasserrückhalts und die Einleitung von Frischwasser.

    Wichtig ist, dass die Zersetzungsprozesse im Torf gestoppt werden, indem der Boden wieder genug Wasser enthält. Moortypische Pflanzen können dann wieder optimal wachsen, wobei sie zwei Drittel ihrer Energie in die Wurzeln und nur ein Drittel in die oberirdischen Pflanzenteile investieren.

    Sie setzen das Projekt mithilfe der Aktion Zukunft+ um. Wie wichtig ist die Förderung, die Sie dafür erhalten?

    Ohne die Förderung durch Aktion Zukunft+ könnte das Moorschutzprojekt in Aßling nicht umgesetzt werden. Die Flächensicherung, Feldarbeiten, Machbarkeitsstudie und der Genehmigungsprozess werden zu 100% durch die Aktion Zukunft+ finanziert. Die Flächeneigentümer wären ohne die finanzierten Dienstleistungen auf sich alleine gestellt und müssten über 8 Instanzen eigenständig an einen Tisch bringen. Auch die Öffentlichkeitsarbeit, Flächenpflege und Instandhaltung werden durch Aktion Zukunft+ gedeckt. Lediglich bei der Umsetzung und bei der Pacht bestehen andere Fördermöglichkeiten, welche jedoch nicht gesichert sind.

    Das Crowdfunding-Projekt der Aktion Zukunft+ startet mit einer 10 Hektar großen Fläche im Brucker Moos in Aßling. Welche Optionen hat die Flächenbesitzerin für die Nutzung der Fläche?

    Die Fläche in Aßling ist Dauergrünland und darf nicht umgebrochen werden, daher sind Paludikulturen, wie der Anbau von nässeangepassten Kulturpflanzen, eine Grauzone. Stattdessen wird ein Beweidungsprojekt mit Schottischen Highlandrindern geplant. Diese Tiere können gut mit den feuchten Bedingungen umgehen, benötigen jedoch auch trockene Flächen, die sorgfältig angepasst werden müssen. Die Beweidung hat mehrere Vorteile, darunter die Vermeidung von Verbuschung, von der lichtliebende Moorpflanzen und Wiesenbrüter profitieren. Das Projekt ist auf 8 Jahre angelegt, aber wir führen bereits Gespräche, um es auf 25 Jahre zu verlängern und den Flächenumfang zu erweitern.

    Gibt es weitere Pläne von CO2-regio für die Zukunft? Gegebenenfalls weitere Projekte in unseren Landkreisen bzw. mit der Aktion Zukunft+?

    Aktuell erstellt CO2-regio Potenzialstudien für 9 Gemeinden. Diese Studien sollen auf weitere Gebiete ausgeweitet werden, um das Wissen vor Ort zu fördern und potenzielle Schutzgebiete zu identifizieren. Die Ausweitung des bestehenden Projekts ist bereits in Arbeit, wodurch die Aktion Zukunft+ hoffentlich schon bald ein Folgeprojekt bewerben kann. Unser langfristiges Ziel ist es, das Angebot von CO2-regio auf ganz Bayern auszudehnen, um noch mehr Moorflächen zu schützen und von ihrem Klimaschutzpotenzial zu profitieren.

Eindrücke von der Vorbesprechung im November 2024

PROJEKTDETAILS

  • Wer steht hinter dem Projekt?

    Der Umsetzer des Projektes ist die CO₂ -regio gemeinnützige UG. CO₂-regio schließt einen Pachtvertrag über die Fläche mit den Flächeneigentümern. Flächeneigentümer erhalten eine Klimaprämie und können die Fläche parallel moorschonend bewirtschaften. 
    CO₂-regio wurde auf Basis einer vorangegangenen EU-geförderten LEADER Machbarkeits-studie  gegründet. Diese Studie wurde im Zeitraum 2021 bis 2023 durchgeführt und kann hier abgerufen werden.
    CO₂-regio als Projektumsetzer arbeitet mit dem folgenden Partner als unabhängigem Prüfinstitut für die Methodologie, THG-Modelle und die Zertifizierung zusammen:

    Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Institut für Ökologie und Landschaft / Peatland Science Center  (Prof. Dr. Matthias Drösler)
  • Wie schützt das Projekt unser Klima?

    Entwässerte Moore sind große CO₂-Emittenten, da der zuvor im Torf gebundene Kohlenstoff mit Sauerstoff in Berührung kommt und als CO₂ entweicht. Durch Maßnahmen zur Wiedervernässung kann der Wasserstand auf diesen Flächen erhöht werden, sodass der Kohlenstoff nicht mehr entweicht und die Emissionen reduziert werden. 

    Der potentielle Klimabeitrag liegt zwischen 20 und 50 Tonnen pro Hektar und Jahr und wird daher flächenindividuell ermittelt. Er ist abhängig vom aktuellen Bodenzustand, dem möglichen Stauziel bei der Wiedervernässung (Wasserstand unter Bodenfläche) sowie der geplanten Flächenbewirtschaftung. Für die Bewertung des THG-Nutzens des vorliegenden Projekts wurde mit einem Durchschnitt von 20 Tonnen pro Hektar pro Jahr gerechnet.

  • Welche weiteren Vorteile bringt das Projekt mit sich?

    Moore dienen nicht nur als Kohlenstoffspeicher, sondern haben weitere erhebliche ökologische und klimatische Vorteile:

    Wasserspeicher: Durch ihre poröse Struktur können Moore wie ein Schwamm große Mengen Wasser aufnehmen und bei Bedarf langsam freisetzen. Dies trägt dazu bei, Hochwasser zu verhindern und in Trockenperioden einen konstanten Wasserfluss zu gewährleisten. Der Erhalt von Mooren ist daher entscheidend für die Wasserversorgung und den Hochwasserschutz in verschiedenen Regionen und gilt als wichtige Kilmafolgenanpassungsmaßnahme.

    Trinkwasser: Das Moor filtert Wasser durch seine schwammartige Struktur. Dadurch bleiben gesundheitsschädliche Stoffe wie Schwermetalle im Torf gespeichert. Das gefilterte Wasser versickert langsam und trägt zur Grundwasserneubildung bei. In Kombination mit der Funktion als Wasserspeicher sind Moore auch wichtige Helfer bei der Grundwasserneubildung.

    Biodiversität: Moore beherbergen eine einzigartige Vielfalt an Pflanzen und Tieren, die an diese spezifische Umgebung angepasst sind. Viele seltene und bedrohte Arten sind auf intakte Moorlandschaften angewiesen. Der Schutz von Mooren bedeutet daher auch den Schutz dieser sensiblen Lebensräume und den Erhalt der Artenvielfalt.

    Bodenschutz: Wenn Moore entwässert werden, hat der Wind ein leichtes Spiel. Der trockene und leichte Moorboden wird davongeweht und weggespült. Mit der Zersetzung sackt der Boden immer weiter ab. Die Folge: Risse in Häusern und der Verlust der Bodenfruchtbarkeit. Ein lebendiges nasses Moor erhält den aktuellen Zustand und kann langfristig wieder Torfboden aufbauen.

  • Warum braucht das Projekt Ihre Unterstützung?

    CO₂ -regio ist gemeinnützig tätig und hauptsächlich spendenfinanziert. Die hauptamtlichen Mitarbeitenden kümmern sich um die Abwicklung des Moorschutzprojektes, von der Akquisition der Flächen bis zur Umsetzung der Maßnahmen inkl. deren Instandhaltung und dem Monitoring des erreichten Wasserstandes. Die beteiligten Flächeneigentümer erhalten von CO₂ -regio eine Klimaprämie für das Bereitstellen ihrer Fläche und den damit einhergehenden angepassten Bewirtschaftungsformen.