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HUMUSAUFBAU IN DER LANDWIRTSCHAFT

Landwirt:innen schützen das Klima dank Kleegras

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DAS PROJEKT IM ÜBERBLICK

Humusaufbau in der Landwirtschaft

Betriebe mit Rinderhaltung und Biogasanlagen setzen häufig auf den Anbau von Silomais als Futter und Substrat, der den Humusgehalt im Boden (organische Bodensubstanz) reduzieren kann. Eine bodenschonendere, jedoch für Landwirt:innen kostenintensivere Alternative: Kleegras. Es kann Silomais teilweise ersetzen und birgt darüber hinaus noch ein hohes Potenzial, Kohlenstoff zu binden.

Mit Ihrer Unterstützung tragen Sie dazu bei, dass auf einer Gesamtfläche von 50 Hektar im Raum München und Ebersberg anstelle von Mais künftig vermehrt Kleegras angebaut werden kann. Warum sich das lohnt? Im Vergleich zu Mais bindet Kleegras unter guten Bedingungen CO₂ in Höhe von geschätzten 4.000 bis über 7.000 Kilogramm – und das pro Jahr und Hektar!

Bessere Kohlenstoffbindung im Erdreich, weniger Belastung für den Boden, klasse Bilanz: Nach fünf Jahren beträgt die Gesamtmenge vermiedener CO₂-Emissionen durch den Anbau von Kleegras konservativ geschätzt zwischen 1.000 und 1.750 Tonnen. Da auch weniger Mineralstickstoffdüngung und organische Düngung eingesetzt werden müssen, liegt der tatsächlich zu erwartende Gesamteffekt sogar darüber.

 

  • PROJEKTSTECKBRIEF

    Bereich: Landwirtschaft

    Projektdauer: Förderperiode 2024

    Beantragter Förderbetrag: 74.970 Euro

    Gesamte CO2-Reduktion: ca. 275 Tonnen CO2 pro Jahr und 50 Hektar

    Klimaschutzeffizienz: ca. 273 €/ t CO2e

    Interview mit LandwirtInterview mit Landwirt

    "Es ist einfach nur vorteilhaft"

    Was bewegt einen Landwirt, sich dem von der Aktion Zukunft+ geförderten Projekt zum Humusaufbau in der Landwirtschaft anzuschließen? Matthias Ertl aus Oberhaching erklärt im Interview seine Beweggründe für die Teilnahme.

    • Zum Interview

      Guten Tag Hr. Ertl, wir stehen gerade auf Ihrem Kleegrasacker in Oberhaching, den Sie im Rahmen der Aktion Zukunft+ bewirtschaften. Seit wann sind Sie dabei?

      Wir sind seit diesem Frühjahr dabei. Wir sind auf die Aktion Zukunft+ letzten Herbst durch einen Zeitungsartikel aufmerksam geworden und haben es für genau die Fläche, auf der wir jetzt stehen, als sinnvoll erachtet.

      Und was hat Sie da angesprochen? Warum beteiligen Sie sich?

      Ich halte das für eine sinnvolle Maßnahme, um einen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten. Landbewirtschaftung ist halt schon ein großer Hebel; mit Dauerkulturen zu arbeiten, um die Wurzelmaße zum Humusaufbau zu nutzen. Die dafür gewählte Fläche erzeugt nicht den besten Ertrag, weswegen es eine doppelt sinnvolle Maßnahme ist, sie durch Kleegras aufzuwerten.

      Wie lange wollen Sie das Kleegras auf der Fläche lassen?

      Die vertraglichen zwei Jahre sind fix und dann werde ich mir die Fläche ansehen. Mein Ziel ist es, die vier Jahr möglich zu machen, und dann für die nächste Fruchtfolge zu nutzten, um nicht in die Grünland-Regelung zu fallen. Sinnvoll wäre, wenn wir mit dem Betrieb schon so weit wären, dass wir Direktsaat ohne große Bodenbearbeitung machen könnten. Denn dann macht man nicht so viel kaputt von dem, was man vorher aufbaut.

      Ihrer Antwort kann man entnehmen, dass die Förderung, die Sie über die Aktion Zukunft+ erhalten schon ein wichtiger Aspekt ist.

      Genau. Die ist sehr wichtig. Ohne sie würde es auch nicht gehen. Da gibt es verschiedene Deckungsbeitragsrechner auch im Internet. So wie letztes Jahr der Maispreis war, fährt man zwar schlechter, aber dieses Jahr sieht es schon besser aus. Es ist ein Investment, das besser wird, je länger man das macht.

      Sie vertreten die junge Generation in der Landwirtschaft und haben betont, dass es Ihnen persönlich wichtig ist. Darf man fragen, ob das bei Ihrem Vater, dem Senior, auf Akzeptanz gestoßen ist? War das einfach oder gab es da Diskussionen?

      Weil die Fläche nicht so gut war, war er auf jeden Fall von Anfang an dabei und er weiß auch, dass mir das am Herzen liegt und ich auch über andere Maßnahmen nachdenke. Darüber diskutieren wir viel, da Landwirtschaft ein altes Handwerk ist, das bisher „immer gut funktioniert" hat.

      Würden Sie die Aktion und den Kleegrasanbau auch anderen Landwirten empfehlen?

      Ich würde es auf jeden Fall empfehlen, wenn man seine Flächen etwas aufwerten will und sich eben das Kleegras in die Fruchtfolge reinholt, was ja auch im Biolandbau viele Vorteile hat. Die Frage ist dabei immer, ob man Abnehmer hat, am besten einen Milchviehbetrieb in der Nähe, wo man auch einen guten Preis dafür bekommt. Grundsätzlich, aus fachlicher, aber auch aus Klimaschutz-Sicht, finde ich es also absolut sinnvoll.

      Nehmen Sie schon Auswirkungen des Klimawandels hier regional wahr?

      Ja, hier in der Münchner Schotterebene haben wir nur 25 bis 30 cm humosen Boden, der das Wasser hält. Darunter fließt das Wasser einfach weg. Durch die Alpen haben wir genug Niederschlag, aber sobald sich die Verteilung von dem Niederschlag verändert, wird es bei uns sofort trocken. Und das hatten wir in den letzten Jahren. Jedes Jahr sehe ich eine Periode, wo uns das Wasser ausgeht und irgendeine Kultur immer leidet. Deswegen haben wir auch sechs Kulturen. Das ist zwar nicht finanziell das Beste, aber die beste finanzielle Absicherung.

      Also dient der Humusaufbau auch dazu, diese Bodenschichten etwas besser zu gestalten und zu erhöhen?

      Ja, wir erhöhen die wasserspeichernde Schicht. Humus ist wie ein Schwamm, der sich vollsaugt und dafür sorgt, dass nicht mehr so viel oberflächig abfließen kann. Es ist einfach nur vorteilhaft.

      Können Sie uns Ihren Betrieb kurz beschreiben und wie das Kleegras bei Ihnen genutzt wird? 

      Wir haben grob 50 ha, das meiste Ackerbau, ein bisschen Grünland und dazu sechs Pensionspferde. Seit dem letzten Jahr sind neu ca. 330 Legehennen im Mobilstall dazugekommen, wofür die Kleegrasfläche ideal ist. Sie haben dort genug zum Scharren und Picken während sie den Klee aufnehmen. Das wird man auch im Endprodukt, dem Ei, wiederfinden.

    PROJEKTDETAILS

    • Wer steht hinter dem Projekt?

    • Wie schützt das Projekt unser Klima?

      Landwirtschaftlich genutzte Böden gelten als relevante CO₂-Senken. Im Kontext des Klimaschutzes spielt der Humusaufbau daher eine zentrale Rolle. Humus ist die organische Substanz im Boden und wird durch Bodenorganismen aus abgestorbenen Pflanzen und anderen Lebewesen aufgebaut. Je nach Bodenart und Produktionsverfahren kann der Anbau von Silomais zu starkem Humusabbau führen, was wiederum die Freisetzung organischen Kohlenstoffs als CO₂ nach sich zieht. Kleegras-Anbau begünstigt hingegen den Aufbau von Humus und damit die Bindung von Kohlenstoff. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Günstig wirken sich neben der ständigen, auch im Winterhalbjahr existenten Bodenbedeckung auch die fehlende Bodenbearbeitung sowie die intensive und tiefe Durchwurzelung des Bodens aus. Darüber hinaus trägt der Eintrag enorm großer Mengen an Ernte- und Wurzelrückständen und dem darin gebundenen organischen Kohlenstoff positiv bei. Und auch die Fähigkeit von Kleegras, Luftstickstoff zu binden sowie der hohe Proteingehalt der Ernte- und Wurzelrückstände unterstützen den Humusaufbau. Geht man von mittleren bis hohen Kleegraserträgen aus, ist bei der Substitution von Mais durch Kleegras mit einer CO₂-Bindung in Höhe von 4.000 bis über 7.000 Kilogramm je Hektar und Jahr zu rechnen.

      Auch wenn der Ernteaufwand und damit der Treibstoffverbrauch höher als beim Mais ist, lässt diese Berechnung noch außen vor, dass der Kleegrasanbau zudem Treibhausgasemissionen vermeidet, ohne die der Maisanbau nicht auskommt. Wer nämlich Kleegras anbaut, kann auf energieintensive Mineral-Stickstoffdünger oder Pflanzenschutzmittel verzichten. Und wo weniger Dünger ausgebracht wird, entstehen auch weniger Lachgasemissionen.

    • Welche weiteren Vorteile bringt das Projekt mit sich?

      Neben der Klimaschutzwirkung führt ein erhöhter Humusgehalt zu zahlreichen weiteren positiven Nebeneffekten. Zu nennen sind etwa die Erhöhung von Biodiversität, Bodenstabilisierung, Erosionsschutz und Unkrautregulierung, und auch die natürliche Nährstoffversorgung der Böden dank der Bindung von Luftstickstoff ist herauszuheben.

      Dem Humusaufbau wird damit nicht nur für den Klimaschutz eine zentrale Rolle zugeschrieben, sondern aufgrund der Steigerung der Bodenfruchtbarkeit und Wasserhaltekapazität auch für die Lebensmittelsicherheit. Landwirt:innen beim Humusaufbau zu unterstützen und damit weitreichende Emissionsminderungen zu erreichen – das ist in dieser Form bisher einzigartig in den Landkreisen München und Ebersberg. Dieses Projekt nimmt damit eine Vorreiterrolle in der politisch und zivilgesellschaftlich diskutierten Zielsetzung ein, Landwirt:innen für die Erbringung gesellschaftlicher Leistungen zu honorieren.

    • Warum braucht das Projekt Ihre Unterstützung?

      Die Umstellung von Mais- auf Kleegrasanbau führt in der Regel zu deutlichen finanziellen Ertragsverlusten bei gleichzeitig höherem Bewirtschaftungsaufwand. Für die Leistung des Humusaufbaus durch Kleegras ist eine Zahlung an Landwirt:innen in Höhe von 600 € je Hektar und Jahr vorgesehen.

      Dank Umsetzungsbegleitung und Erfolgskontrolle durch die Sustainio GmbH und den Maschinen- und Betriebshilfsring Ebersberg/München-Ost e. V. ist sichergestellt, dass die CO₂-Bindung auch wirklich stattgefunden hat. Zur Kontrolle des Humusaufbaus erfolgt eine jährliche Entnahme und Untersuchung von Bodenproben zur Bestimmung der Bodenkohlenstoffvorräte. Ergänzt wird die Erfolgskontrolle durch eine Energie- und Treibhausgas-Bilanzierung für die bestellten Kleegrasflächen.