Guten Tag Hr. Ertl, wir stehen gerade auf Ihrem Kleegrasacker in Oberhaching, den Sie im Rahmen der Aktion Zukunft+ bewirtschaften. Seit wann sind Sie dabei?
Wir sind seit diesem Frühjahr dabei. Wir sind auf die Aktion Zukunft+ letzten Herbst durch einen Zeitungsartikel aufmerksam geworden und haben es für genau die Fläche, auf der wir jetzt stehen, als sinnvoll erachtet.
Und was hat Sie da angesprochen? Warum beteiligen Sie sich?
Ich halte das für eine sinnvolle Maßnahme, um einen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten. Landbewirtschaftung ist halt schon ein großer Hebel; mit Dauerkulturen zu arbeiten, um die Wurzelmaße zum Humusaufbau zu nutzen. Die dafür gewählte Fläche erzeugt nicht den besten Ertrag, weswegen es eine doppelt sinnvolle Maßnahme ist, sie durch Kleegras aufzuwerten.
Wie lange wollen Sie das Kleegras auf der Fläche lassen?
Die vertraglichen zwei Jahre sind fix und dann werde ich mir die Fläche ansehen. Mein Ziel ist es, die vier Jahr möglich zu machen, und dann für die nächste Fruchtfolge zu nutzten, um nicht in die Grünland-Regelung zu fallen. Sinnvoll wäre, wenn wir mit dem Betrieb schon so weit wären, dass wir Direktsaat ohne große Bodenbearbeitung machen könnten. Denn dann macht man nicht so viel kaputt von dem, was man vorher aufbaut.
Ihrer Antwort kann man entnehmen, dass die Förderung, die Sie über die Aktion Zukunft+ erhalten schon ein wichtiger Aspekt ist.
Genau. Die ist sehr wichtig. Ohne sie würde es auch nicht gehen. Da gibt es verschiedene Deckungsbeitragsrechner auch im Internet. So wie letztes Jahr der Maispreis war, fährt man zwar schlechter, aber dieses Jahr sieht es schon besser aus. Es ist ein Investment, das besser wird, je länger man das macht.
Sie vertreten die junge Generation in der Landwirtschaft und haben betont, dass es Ihnen persönlich wichtig ist. Darf man fragen, ob das bei Ihrem Vater, dem Senior, auf Akzeptanz gestoßen ist? War das einfach oder gab es da Diskussionen?
Weil die Fläche nicht so gut war, war er auf jeden Fall von Anfang an dabei und er weiß auch, dass mir das am Herzen liegt und ich auch über andere Maßnahmen nachdenke. Darüber diskutieren wir viel, da Landwirtschaft ein altes Handwerk ist, das bisher „immer gut funktioniert" hat.
Würden Sie die Aktion und den Kleegrasanbau auch anderen Landwirten empfehlen?
Ich würde es auf jeden Fall empfehlen, wenn man seine Flächen etwas aufwerten will und sich eben das Kleegras in die Fruchtfolge reinholt, was ja auch im Biolandbau viele Vorteile hat. Die Frage ist dabei immer, ob man Abnehmer hat, am besten einen Milchviehbetrieb in der Nähe, wo man auch einen guten Preis dafür bekommt. Grundsätzlich, aus fachlicher, aber auch aus Klimaschutz-Sicht, finde ich es also absolut sinnvoll.
Nehmen Sie schon Auswirkungen des Klimawandels hier regional wahr?
Ja, hier in der Münchner Schotterebene haben wir nur 25 bis 30 cm humosen Boden, der das Wasser hält. Darunter fließt das Wasser einfach weg. Durch die Alpen haben wir genug Niederschlag, aber sobald sich die Verteilung von dem Niederschlag verändert, wird es bei uns sofort trocken. Und das hatten wir in den letzten Jahren. Jedes Jahr sehe ich eine Periode, wo uns das Wasser ausgeht und irgendeine Kultur immer leidet. Deswegen haben wir auch sechs Kulturen. Das ist zwar nicht finanziell das Beste, aber die beste finanzielle Absicherung.
Also dient der Humusaufbau auch dazu, diese Bodenschichten etwas besser zu gestalten und zu erhöhen?
Ja, wir erhöhen die wasserspeichernde Schicht. Humus ist wie ein Schwamm, der sich vollsaugt und dafür sorgt, dass nicht mehr so viel oberflächig abfließen kann. Es ist einfach nur vorteilhaft.
Können Sie uns Ihren Betrieb kurz beschreiben und wie das Kleegras bei Ihnen genutzt wird?
Wir haben grob 50 ha, das meiste Ackerbau, ein bisschen Grünland und dazu sechs Pensionspferde. Seit dem letzten Jahr sind neu ca. 330 Legehennen im Mobilstall dazugekommen, wofür die Kleegrasfläche ideal ist. Sie haben dort genug zum Scharren und Picken während sie den Klee aufnehmen. Das wird man auch im Endprodukt, dem Ei, wiederfinden.